Der 6. Außerordentliche Gewerkschaftstag im Frankfurter CongressCenter ist eröffnet. Es nehmen rund 500 Delegierte und mehr als 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft sowie dem gewerkschaftlichen Umfeld teil. Der Gewerkschaftstag soll Antworten geben auf drängende ökonomische und soziale Fragen, betonte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.
Die IG Metall hat vor wenigen Minuten ihren 6. Außerordentlichen Gewerkschaftstag im CongressCenter der Messe Frankfurt eröffnet. Bei seiner Eröffnungsrede betonte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall: „Lebendige demokratische Beteiligung, Wohlstand, Innovation und Wachstum kann es nur mit guter Arbeit geben.“
Der Außerordentliche Gewerkschaftstag steht – wie schon der Gewerkschaftstag in Karlsruhe – unter dem Motto: „Kurswechsel: Gemeinsam für ein Gutes Leben!“ Wetzel: „Gemeinsam für ein Gutes Leben, daran haben wir in den letzten Jahren unermüdlich gearbeitet. Wir haben nicht nachgelassen, ob in den Betrieben oder gegenüber der Politik. Und hier werden wir auch weiter am Ball bleiben.“
Wetzel fordert neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt
Mit Blick auf die laufenden Koalitionsverhandlungen forderte Wetzel eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt, eine sichere Rente mit flexiblen Ausstiegsmöglichkeiten und ein ökologisch und sozial nachhaltiges Wachstum. „Die Menschen wollen Antworten auf drängende ökonomische und soziale Fragen“, sagte Wetzel. Das belege auch die Beschäftigtenbefragung der IG Metall mit über 500.000 Befragten. Die IG Metall werde sich dafür einsetzen, dass diese Themen bei der neuen Bundesregierung ganz oben auf der Agenda stünden. Wetzel: „Lebendige demokratische Beteiligung, Wohlstand, Innovation und Wachstum gibt es nur mit „Guter Arbeit“. Diesen Kurs muss eine mögliche große Koalition in den nächsten vier Jahren einschlagen.“
Zahlreiche prominente Gäste
Wetzel begrüßte zahlreiche nationale und internationale Gäste des Außerordentlichen Gewerkschaftstags, darunter:
- Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB),
- Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender,
- Jutta Blankau, Senatorin der Stadt Hamburg,
- Klaus Ernst, stellvertretender Fraktionsvorsitzenden der Linken im Deutschen Bundestag,
- Frank Bsirske, Vorsitzender von verdi,
- Robert Feiger, Vorsitzender der IG BAU,
- Alexander Kirschner, den Vorsitzenden der EVG,
- Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW,
- Edeltraud Glänzer, die stellvertretende Vorsitzende der IG BCE,
- Jirki Raina, Generalssekretär von IndustriAll Global,
- Ulrich Eckelmann von IndustriAll Europe,
- sowie Klaus Priegnitz, Generalsekretär des Internationalen Dachverbands Textil und Bekleidung.
Wetzel freute sich auch darüber eine Reihe langjähriger Mitstreiter und frühere Vorstandskolleginnen und Vorstandskollegen der Metaller, der Textiler und der Holzer. Stellvertretend begrüßte er die ehemaligen Ersten Vorsitzenden Franz Steinkühler, Jürgen Peters und Klaus Zwickel, der ab Montag teilnehmen wird.
Auch prominente Gäste aus der Wirtschaft sind nach Frankfurt zur IG Metall gekommen:
- Dieter Hundt, langjähriger Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA),
- Reinhard Göhner, BDA Hauptgeschäftsführer,
- Rainer Dulger, Präsident von Gesamtmetall,
- sowie Martin Kannegiesser, der ehemalige und langjährige Präsident von Gesamtmetall.
Grußworte von Sommer und Gabriel
Sigmar Gabriel, SPD-Vorsitzender und DGB-Vorsitzender Michael Sommer überbrachten die Grußworte ihrer Organisationen. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer überbrachte die Grüße des gesamten Deutschen Gewerkschaftsbunds. Sommer betonte, dass die IG Metall einen großen Anteil daran hätte, dass die Gewerkschaften wieder stärker in Politik und Wirtschaft wahrgenommen werden. „Die Tarifmacht der IG Metall stärke alle Gewerkschaften“, sagte Sommer. Auch die Frage der Mitgliedergewinnung habe die IG Metall wieder stärker in den Fokus gerückt, lobte Sommer. Und: Die DGB-Reform 2010, die die Organisation gestrafft habe, sein auf Initiative der IG Metall zurückgegangen.
Sommer: Zu früh, den Koalitionsvertrag zu bewerten
Sommer kritisierte die Agenda 2010 und ihre Folgen. Die Gewerkschaften hätten dagegen etwas zu setzten: „Wir kämpfen für die Eindämmung prekärer Beschäftigungsverhältnisse und einem Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro. Und für eine starke Tarifkraft.“ Sommer sagte, dass man derzeit noch nicht wüsste ob ein politischer Durchbruch bei den Koalitionsverhandlungen gelänge und es sei noch zu früh die Verhandlungen zu bewerten.
Gabriel: Eine Mehrheit hat nicht so gewählt wie wir es uns gewünscht haben
Der SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel grüßte die Delegierten des Außerordentlichen Gewerkschaftstags und warb für den Koalitionsvertrag. Er rückte das Thema „Arbeit“ in den Mittelpunkt seiner Eröffnungsrede. Seine Frage: „Messen wir der Arbeit den ihr gebührenden Respekt und Würde bei? Das muss im Mittelpunkt der SPD stehen.“
Gabriel lobte Berthold Hubers politisches Geschick während der Finanzkrise: „Ohne die IG Metall hätte es in der Finanzkrise keine Abwrackprämie, kein Kurzarbeitergeld und kein Konjunkturprogramm gegeben.“ Die Mitgliederfrage ins Zentrum zu rücken und die Übernahme für Junge zu sichern, das seien die Erfolge auf die Detlef Wetzel schon jetzt stolz sein könne.
Ohne Mindestlohn und ohne Eingrenzung der prekären Beschäftigung werde es keinen Koalitionsvertrag geben, versprach Gabriel. Und auch bei der Rente müsse sich was bewegen. „Wir brauchen einen abschlagsfreien Rentenzugang für langjährig Versicherte und Erwerbsgeminderte.“
Kämpfen lohnt sich
Gabriel warb für die große Koalition und ein enges Miteinander von SPD und IG Metall: „Ein Kompromiss ist tragfähiger, als wenn gar nichts passiert“, betonte Gabriel. Das wüssten alle anwesenden Gewerkschafter, wandte er sich ganz konkret an die Delegierten. „Es muss was rauskommen in den nächsten drei Tagen sonst wird es eine große Koalition mit uns nicht geben.“ „Denn“, sagte Gabriel: „Kämpfen lohnt sich.“
Kanzlerin kommt morgen
Morgen werden die Delegierten einen neuen Ersten und Zweiten Vorsitzenden, den Hauptkassierer und zwei neue Geschäftsführende Vorstandsmitglieder wählen. Außerdem wird Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gast erwartet.