Drei Fragen an Wolfgang Lemb

Wolfgang Lemb ist eines der neuen Gesichter in der Führungsspitze der IG Metall. Der 51-Jährige ist mit 376 Stimmen von den delegierten des 6. Außerordentlichen Gewerkschaftstags zum geschäftsführenden Vorstandsmitglied gewählt worden. Bisher leitete Lemb die IG Metall-Verwaltungsstelle in Erfurt. Von 1991 bis 2011 war er Erster Bevollmächtigter der IG Metall Gera. Seine hauptamtliche Tätigkeit für die IG Metall begann der dreifache Vater 1988 als Gewerkschaftssekretär in Darmstadt.

Wir haben Wolfgang Lemb gefragt, was er sich für seine Amtszeit vorgenommen hat und welche Themen ihm wichtig sind.

Lieber Wolfgang, herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Was hat Dich als Gewerkschafter in den zurückliegenden Monaten am meisten bewegt?
Lemb: Das war die – aus meiner Sicht nach wie vor falsche – Entscheidung von Bosch aus dem Solargeschäft auszusteigen. Damit sind in dem größten Betrieb unserer Verwaltungsstelle mehr als 1.600 Arbeitsplätze direkt und weitere rund 1.000 Arbeitsplätze bei den Zulieferern gefährdet. Wir arbeiten seit Monaten intensiv an Alternativlösungen zur Erhaltung des Industriestandortes Arnstadt als Zentrum der Industrieregion „Erfurter Kreuz“. Das hat mich in den letzten Monaten am meisten beschäftigt.

Was hast Du Dir für Deine Amtszeit als geschäftsführendes Vorstandsmitglied vorgenommen?
Lemb: Für mich zählt jetzt: Schnell in die neue Funktion rein kommen. Inhaltlich würde ich mich gerne dafür einsetzen, dass europapolitische Themen und Herausforderungen stärkeres Gewicht in unserer Arbeit bekommen. Die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung sind zwiespältig. Einerseits gibt es klare Erwartungshaltungen unserer Mitglieder: Sie wollen ein solidarisches Europa. Andererseits zeigen die Ergebnisse auch, dass das Thema Europa für viele immer noch weit weg ist. Daraus sollten wir Konsequenzen ziehen.

Und um welche Themen sollte sich die IG Metall Deiner Meinung nach in den nächsten Jahren vorrangig kümmern?
Lemb: Prioritäre Aufgabe bleibt natürlich die weitere Verbesserung der Organisationsmacht. Das heißt die Mitgliedergewinnung, aber auch das Halten und die Rückgewinnung von Mitgliedern, ist natürlich organisationspolitische Kernaufgabe. Wir müssen bei den Themen ansetzen, die uns die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung liefern. Also: Mit den Ergebnissen beteiligungsorientiert weiter arbeiten. In der Betriebspolitik heißt das Gute Arbeit durchzusetzen, damit es unsere Mitglieder und die Beschäftigten gesund bis zur Rente schaffen. Tarifpolitisch geht es in den nächsten Monaten natürlich darum die Tarifrund  2015 vorzubereiten, aber auch darüber hinaus unsere Ziele bei qualitativen Forderungselementen zu klären. Und in der Gesellschaftspolitik müssen wir weiter gegen die Rente 67 agieren und uns für flexible Ausstiegsmöglichkeiten einsetzen.

Kurz-Biografie Wolfgang Lemb / Short Biography Wolfgang Lemb (english)