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Welche Rolle spielt der Mensch in der Fabrik der Zukunft?

werkshalle_fotoliaArbeit ist im Wandel. Mit Industrie 4.0 wird die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Der Mensch wird nicht länger jeden Arbeitsschritt in der Produktion dirigieren. In der Fabrik der Zukunft übernehmen das die Maschinen. Über die Rolle der Beschäftigen darin haben Betriebsräte und Gewerkschafter Mitte Oktober auf der Fachkonferenz „Industriearbeit 4.0 – Die Zukunft mitgestalten“ diskutiert. Ihr Fazit: Soll die vierte industrielle Revolution gelingen, müssen die Beschäftigten an ihrer Gestaltung beteiligt werden.

Mit dem Zukunftsprojekt Industrie 4.0 soll Deutschland als wettbewerbsfähiger Produktionsstandort gesichert werden. Doch es geht nicht nur um technologische Veränderungen. Zu beantworten ist auch, was das für Arbeitsinhalte und Arbeitsbedingungen bedeutet.

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Beschäftigte fordern neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt

infografik_NeuordnungWenn Menschen für einen Vollzeitlohn arbeiten müssen, der nicht zum Leben reicht, dann ist das weder fair noch gerecht. Im Gegenteil: Die Arbeitskraft wird entwertet. Damit muss Schluss sein, fordert die große Mehrheit der Beschäftigten. Leiharbeit, Werkverträge, Minijobs und befristete Arbeitsverhältnisse müssen eingedämmt werden. Es ist Zeit für eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt.

„Leiharbeit, Niedriglöhne, 400-Euro- und 1-Euro-Jobs gehören verboten. Endlich faire Löhne, das heißt, egal welcher Job auf mindestens 37,5-Stunden-Woche: 2500 Euro brutto. Ich muss leben können von meiner Arbeit“, so der persönliche Kommentar eines Arbeitnehmers, der bei der IG Metall-Befragung mitgemacht hat. Wie er empfinden 93 Prozent der insgesamt 514 134 befragten Menschen, dass Leiharbeit, Werkverträge, Minijobs und befristete Arbeitsverhältnisse Synonyme für schlecht bezahlte Arbeit und oftmals miese Arbeitsbedingungen sind.
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Jetzt das Bildungsmanifest unterzeichnen

revolution_bildung_rechte_boxEine bessere und gerechtere Bildung für alle, kostenlos und mit genügend Zeit. Das ist das Ziel des neuen Bildungsmanifestes der IG Metall Jugend. Ab 1. Mai um null Uhr kann das Manifest online unterzeichnet werden. Damit will die IG Metall Jugend im Vorfeld der Bundestagswahl Druck auf Politik und Wirtschaft ausüben.

Die IG Metall Jugend hat ein neues Bildungsmanifest: Bildung muss besser und gerechter werden, mit Angeboten und Lösungen für alle. Bildung muss allen zugänglich sein, mit gerechten Bildungschancen für alle. Bildung braucht genügend Zeit und muss mit Arbeit und Leben vereinbar sein. Und: Bildung braucht mehr Geld und muss als Investition in die Zukunft in der Regel kostenfrei sein.
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Für eine bessere Bildung – für alle

revolution_bildung_rechte_boxMit ihrer Kampagne „Revolution Bildung“ macht die IG Metall Jugend Druck für ein besseres und gerechteres Bildungssystem. Die Forderungen, Ziele und Aktionen kommen von den Auszubildenden, Studierenden und jungen Beschäftigten selbst. Jeder kann mitmachen, mitdiskutieren und Ideen einbringen.

Mehr Geld für Bildung, mehr Zeit und Zugänge für alle – dafür tritt die IG Metall Jugend mit ihrer Kampagne „Revolution Bildung“ an. Der Anstoß dafür kam von den Auszubildenden, Studierenden und jungen Beschäftigten selbst. Sie erleben am eigenen Leib, dass es überall im Bildungssystem hapert und hakt: An den Schulen, Berufsschulen und Hochschulen fehlt es an Ausstattung und Lehrpersonal.
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Ein gesetzlicher Mindestlohn ist überfällig

milo-logo_8-50Das Votum zur Bundestagswahl ist eindeutig: Die große Mehrheit der Beschäftigten plädiert für einen gesetzlichen Mindestlohn von erst mal 8,50 Euro. Das ergab die Umfrage der IG Metall in den Betrieben, bei der über eine halbe Million Menschen mitmachten. 

Jedes Jahr stockt der Staat mit rund 11 Milliarden Euro Vollzeitlöhne auf, damit die Beschäftigten davon leben können. Nach Angaben der Bundesregierung verdient jeder fünfte Arbeitnehmer weniger als 8,50 Euro in der Stunde. Das bedeutet im Klartext: Auf Kosten der Beschäftigten und der Gemeinschaft subventioniert der Staat Niedriglöhne mit Steuergeldern in Milliardenhöhe und so die Gewinne von Unternehmen, die auf Lohndumping setzen. Damit verschafft die Politik den „Billigheimern“ einen Wettbewerbsvorteil gegenüber tariftreuen Betrieben.

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Werkverträge gesetzlich neu regeln

logo_werkvertragBeschäftigte, die über Werkverträge ihr täglich Brot verdienen müssen, stehen am Rande der Gesellschaft. Sie werden behandelt wie ein Arbeitnehmer dritter Wahl. Höchste Zeit zum Gegensteuern, denn Werkverträge breiten sich in immer mehr Branchen aus.

Das Ausgliedern von Arbeit über Werkverträge wird immer mehr zum angesagten Sparmodell für Unternehmen. Die skandalösen Zustände in Schlachthöfen, auf Baustellen und in Hotels, wo Scheinselbstständige für fünf Euro in der Stunde und weniger malochen müssen, sind nur die Spitze des Eisbergs. In mehr und mehr Branchen greifen Werkverträge um sich.
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Leiharbeit auch gesetzlich regeln

infografik_leiharbeit_mindestlohn2Die Politik soll Leiharbeit regulieren und wieder auf ihren ursprünglichen Zweck begrenzen – nämlich, um kurzfristige Auftragsspitzen abzufangen, die Betriebe mit dem Stammpersonal nicht bewältigen können. Der Grundsatz „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ muss ins Gesetz – ohne Wenn und Aber. Dafür plädiert die große Mehrheit der Beschäftigten, die die IG Metall befragt hat.

Manche behaupten, Leiharbeit lasse sich nicht regulieren und eindämmen. Sie gehöre komplett verboten. Die IG Metall sagt: Leiharbeit lässt sich eindämmen und auf das Maß begrenzen, wofür sie ursprünglich einmal gedacht war: Es Unternehmen zu ermöglichen, kurzfristig zusätzliche Arbeitskräfte einzusetzen, wenn sie Großaufträge mit dem eigenen Stammpersonal allein nicht bewältigen können oder Personalausfälle ausgleichen müssen. So sah es das erste „Gesetz zur Regelung der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung“ von 1972 vor. Leiharbeit war also gesetzlich geregelt und streng begrenzt.
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Gewerkschafstag 2011: Das Programm für die „Mitmachgewerkschaft“

Bessere Chancen für Junge, faire und gesunde Arbeit, neue, individuellere Ausstiegsmöglichkeiten in die Rente – das gehört zu den Zielen, die sich die IG Metall für die nächsten vier Jahre vorgenommen hat. Die Delegierten sprachen sich auch für ein solidarisches, soziales Europa aus. Und für den ökologischen Umbau der Wirtschaft.

481 Delegierte diskutierten und beschlossen in Karlsruhe sechs Entschließungen und fast 500 Anträge. Foto: Frank Rumpenhorst

481 Delegierte diskutierten und beschlossen in Karlsruhe sechs Entschließungen und fast 500 Anträge. Foto: Frank Rumpenhorst

Die IG Metall versteht sich als Mitmachgewerkschaft: Die Mitglieder sollen mitentscheiden, was sich in den Betrieben für sie verbessern soll. Und sie sieht sich als Innovationsgewerkschaft: Sie will den ökologischen Umbau mitgestalten.

Das Programm von 2011

Mitglieder: Stark im Betrieb
Das Problem: Immer mehr Konflikte in den Betrieben, weniger Mitglieder, weniger Geld, und damit auch weniger Personal sowie Projekte vor Ort? Eine Abwärtsspirale, die die IG Metall durchbrechen wollte – mit Erfolg.

„Die Mitgliederfrage ist die politischste Frage der IG Metall. Nur gut organisierte Belegschaften werden gute Arbeitsbedingungen haben. Schlecht organisierte weniger gute. Nur eine stabile, möglichst sogar eine wachsende IG Metall wird in den gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen durchsetzungsfähig sein. Eine schrumpfende hingegen wird langfristig ihre Macht verlieren.“

Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall

Unsere Lösung: Alle Ressourcen müssen sich auf das Gewinnen neuer Mitglieder – vor allem Junger, Angestellter, Hochqualifizierter und Frauen – konzentrieren. Außerdem muss mehr Geld und Know-how für die IG Metall vor Ort bereit gestellt werden. „Sich ändern, um erfolgreich zu bleiben“, so lautete deshalb auch das Motto des Projekts „IG Metall 2009″. Mit diesem Projekt hat die IG Metall die Vorstandsverwaltung in Frankfurt neu strukturiert, mehr Geld und Verantwortung in die Bezirke und Verwaltungsstellen gegeben.

Der Erfolg: Erstmals seit 22 Jahren gibt es einen Zuwachs von Mitgliedern, der sich auch 2012 fortgesetzt hat. Die Trendwende ist geschafft. 20 Millionen Euro investiert die IG Metall jedes Jahr zusätzlich in Projekte. Damit sollen beispielsweise Betriebe ohne Betriebsräte und Vertrauensleute gestärkt werden. Projektmitarbeiter werden die Arbeit vor Ort unterstützen. Und: Das Bildungsangebot wird kräftig ausgebaut.

Junge Generation: Mehr Chancen für junge Menschen
Das Problem: Junge Menschen haben es schwer, in eine sichere, faire Arbeit zu kommen. Auch gut Ausgebildete hängen jahrelang in prekären Jobs – in Praktika, Befristungen oder Leiharbeit. Ein gutes Leben, gar mit Familie, ist so nicht drin.

„Die gesamte IG Metall-Jugend fordert die unbefristete Übernahme. Dafür werden wir auch kämpfen.“

Christian Schwaab, Mercedes, Gaggenau

Unsere Lösung: Die IG Metall fordert faire Bildungs- und Ausbildungschancen für alle – auch für schwächere Schulabgänger. Und eine sichere, faire Arbeit, die Raum für Leben und Familie lässt. Vor allem will die IG Metall die unbefristete Übernahme in feste Jobs für alle Auszubildenden – schon in der jetzigen Stahltarifrunde sowie in der kommenden Metall-Tarifrunde.

Der Erfolg: In der Stahl und Metall- und Elektroindustrie ist die „Operation Übernahme“ geglückt. Die Auszubildenden haben dort nun das grundsätzliche Recht auf unbefristete Übernahme nach der Ausbildung.

Ökologie: Grüne Industrie – gute Arbeit
Das Problem: Knappe Rohstoffe, Umweltzerstörung, Klimawandel und Atomkatastrophen zeigen, dass unsere Art zu leben und zu wirtschaften an Grenzen stößt.

„Vor uns liegt eine Jahrhundertaufgabe. Wir brauchen eine ökologisch industrielle Revolution. Nachhaltigkeit gibt es für uns aber nur im Doppelpack: In den grünen Märkten muss auch gute Arbeit entstehen.“

Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall

Unsere Lösung: Ohne die Industrie und ohne Wachstum geht es auch in Zukunft nicht. Aber Produktion und Produkte müssen umweltfreundlicher werden. Die Metall- und Elektroindustrie ist für den ökologischen Umbau gut aufgestellt. Sie kann die nötigen innovativen Technologien entwickeln. Zum Beispiel die Techniken für erneuerbare Energie, sparsameren Verbrauch von Energie und Material oder für umweltfreundliche Verkehrskonzepte und den Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Der Wandel gelingt nur, wenn die Staaten ihn politisch unterstützen. Berthold Huber forderte auf dem Gewerkschaftstag ein europäisches ökologisches Investitionsprojekt. Die IG Metall sieht sich in dem ganzen Prozess als Innovationsgewerkschaft, die den Umbau vorantreiben und mitgestalten will. Das heißt auch, den Beschäftigten zu helfen, gute Arbeitsbedingungen, Tarifentgelte und Mitbestimmung durchzusetzen. Denn all das sind in vielen „grünen“ Betrieben oft noch Fremdwörter.

Die deutsche Industrie bleibt international wettbewerbsfähig, wenn sie bei Umwelttechnologien die Nase vorn hat. Das sichert Arbeitsplätze und schafft neue. Allein bis 2020 rechnet die Unternehmensberatung McKinsey mit rund 850 000 zusätzlichen Stellen. Und eine gesündere Umwelt gibt’s auch.

Krise: Signal an Europa
Das Problem: Die Finanzmarktkrise fiel nicht vom Himmel. Die Politik schaffte Gesetze ab, gab den Rating-Agenturen Macht und ermöglichte spekulative Finanzgeschäfte. Die Jagd nach immer höheren Renditen lief, bis die erste Bank zusammenbrach und das Misstrauen den Markt beherrschte. Fehlende Kredite führten zu fehlenden Aufträgen. Die Krise griff auf die Wirtschaft über und bedrohte Arbeitsplätze.

„Was in den Schuldnerländern exerziert wird, ist die Wiederverankerung einer brutalen Umverteilungspolitik, die nach der Bankenkrise kurz in derKrise war,weil dieMenschen gemerkt haben, dass die neoliberale Politik dafür verantwortlich war.“

Uwe Meinhardt, Stuttgart

Unsere Lösung: Die IGMetall fordert einen politischen Kurswechsel. Das hat sie auf ihrem Gewerkschaftstag nicht nur bekräftigt. Mit dem „Karlsruher Signal“ weitete sie die Forderung aus und forderte einen Kurswechsel für Europa. Um eine erneute Krise zu verhindern, muss die Europäische Union die Finanzmärkte besser regeln. Dazu braucht sie eine gemeinsame Aufsichtsbehörde, die alle Akteure und Geschäfte des Finanzmarkts kontrolliert. Außerdem sollen die Akteure für ihre Geschäfte haften und eine Transaktionssteuer auf Finanzgeschäfte zahlen. Banken müssen wieder ihre eigentliche Funktion übernehmen: die Finanzierung von Unternehmen und Haushalten.

Ein politischer Kurswechsel auf dem Finanzmarkt schützt die Wirtschaft vor tiefen Abstürzen und die Beschäftigten vor Arbeitsplatzverlusten. Maßlose Renditen an den Finanzmärkten erhöhen den Druck, auch aus Unternehmen hohe Gewinne herauszuholen. Das spürten Beschäftigte durch steigenden Leistungsdruck und die Zunahme prekärer Beschäftigung. Ein Kurswechsel nimmt den Druck.

Demokratie: Mehr mitreden im Betrieb
Das Problem:
Unter dem Druck der Finanzmärkte wollen Unternehmen immer schnellere und höhere Renditen erzielen. Investitionen in die Zukunft und die Beschäftigten bleiben auf der Strecke – es sei denn, Gewerkschaften und Betriebsräte kämpfen für nachhaltige Strategien und bestimmen mit. Doch viele Arbeitgeber tun alles, um Mitbestimmung und Betriebsräte loszuwerden und freie Hand zu haben.

„Es geht um eine beteiligungsorientierte Betriebspolitik, mehr Durchsetzungsfähigkeit, die Gestaltung des industriellen Wandels, Arbeit – sicher und fair, die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen und die Weiterentwicklung der Mitbestimmung.“

Uwe Schütz, Antragsberatungskommission, Neustadt

Unsere Lösung: Die IG Metall will die Mitbestimmung und Beteiligung der Arbeitnehmer erweitern. Auch auf wirtschaftlich-strategische Fragen, von Standortentscheidungen bis hin zu Investitionen – in zukunftsfähige, hochwertige Produkte von qualifizierten Beschäftigten.

Besser statt billiger„. Das soll die Strategie sein. Um das durchzusetzen, will die IG Metall neue Betriebe erschließen, ihre Betreuung noch enger an die Unternehmensstrukturen anpassen und die internationale Zusammenarbeit ausbauen. Vor allem will sie die Beschäftigten noch mehr beteiligen. Sie sollen aktiv Ideen einbringen, Innovationen vorantreiben und gemeinsam mit der IG Metall ihre Lösungen durchsetzen.

Rente: Individueller Ausstieg aus dem Arbeitsleben
Das Problem: Arbeit wird immer stressiger. Viele sind schon mit 50 verschlissen, andere mit 65 noch fit. Trotzdem sollen alle bis 67 arbeiten.

„Der Rentenzugang darf nicht bei irgendeiner Zahl ein Dogma sein, sondern muss flexibler und den einzelnen Erwerbsbiografien angemessener werden.“

Alfred Löckle, Bosch, Stuttgart

Unsere Lösung: Die Rente erst mit 67 bleibt falsch. Die Regelaltersrente ohne Abschläge muss wieder bei 65 Jahren liegen. Wer 40 Jahre Rentenversicherungsbeiträge gezahlt hat, soll sogar schon ab 60 in Rente gehen können, ohne Abschläge in Kauf nehmen zu müssen. Aber zugleich muss die Rentenpolitik weg von den Einheitslösungen für alle. Stattdessen soll es für die verschiedenen Beschäftigtengruppen unterschiedliche Ausstiegsmöglichkeiten geben.

Wer gesundheitlich angeschlagen ist, soll früher aussteigen können. Wer noch fit ist, soll länger arbeiten können, wenn er das möchte. Unter dem Begriff „Demografischer Interessenausgleich“ hat die IG Metall ein neues Konzept entwickelt: Es sieht vor, die Arbeitgeber stärker in die Pflicht zu nehmen. Sie sollen zum einen dafür sorgen, dass die älter werdenden Belegschaften ihre Arbeit gesund bis zur Rente schaffen. Etwa, indem die Firmen Arbeitsplätze alters- und alternsgerechter gestalten oder zum Beispiel Beschäftigte von 50 Jahren an aufwärts von Schicht- und Nachtarbeit freistellen. Wenn Ältere ihre Arbeit trotzdem nicht mehr schaffen und vorzeitig aussteigen wollen oder müssen, sollen die Arbeitgeber die Rentenabschläge ausgleichen. Bei einem Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen, der zwei Jahre früher ausscheidet, kostet das den Arbeitgeber 18 000 Euro. Ihre Aktivitäten für einen flexiblen Ausstieg aus dem Erwerbsleben bündelt die IG Metall in der Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente„.

Tarifpolitik: Geregelte Arbeit – Zeit zum Leben
Das Problem: Burn-out ist die neue Volkskrankheit. Immer mehr Beschäftigte arbeiten am Limit. Viele werden psychisch krank.

„Viele Kollegen haben in der Krise gemerkt, dass mehr Freizeit gar nicht schlecht ist. Wir haben jetzt ein Arbeitszeitmodell, wonach jeder entscheidet, ob er 32 oder 35 Stunden arbeiten will. Wir brauchen mehr Diskussionen über solche Modelle.“

Holger Wachsmann, ArcelorMittal, Eisenhüttenstadt

Unsere Lösung: Keine Stunde Mehrarbeit darf mehr verfallen. Jede muss in Freizeit (oder Geld) abgegolten werden. Das will die IG Metall bundesweit in Tarifverträgen zu Arbeitszeitkonten regeln. Flexible Arbeitszeiten sollen künftig so gestaltet werden, dass Beschäftigte sie mehr nach ihren individuellen Wünschen und Lebenssituationen selbst bestimmen können. Wer Kinder hat, soll zum Beispiel kürzer arbeiten können, wer privat etwas Größeres vorhat, eine Auszeit nehmen können.

Die Delegierten machten sich auch Gedanken darüber, welche Bollwerke die IG Metall gegen den wachsenden Leistungsdruck errichten kann. Taktgebundene Arbeit und die Taktzeiten selbst sollen begrenzt und für die, die nicht mehr mithalten können, Ersatzarbeitsplätze gefunden werden.

Arbeit an Samstagen und Sonntagen soll wieder die Ausnahme sein. Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten besonders auf den Geist und die Knochen gehen, sollen kürzer arbeiten können, Angestellte in Projektarbeit darüber mitreden können, was sie bis wann leisten können und welche Kapazitäten sie dafür brauchen. Das sind nur einige Beispiele aus einem großen Katalog von Vorschlägen.

Gute Arbeit: Gesundheit braucht Regeln
Das Problem: In vielen Betrieben steigt nicht nur der Leistungsdruck. Auch belastende Schichtarbeit nimmt zu. Die Folge: Beschäftigte werden krank, psychisch und körperlich.

„Wir arbeiten alle gerne bei Airbus, aber wir wollen auch unsere Rente noch gesund erleben.“

Jörn Junker, Hamburg

Unsere Lösung: Gute Arbeit im Büro und in der Produktion braucht klare Regeln. Dafür setzt sich die IG Metall in staatlichen Ausschüssen ein, die den Arbeitsschutz regeln. Besonders bei psychischen Belastungen bestehen hier noch gesetzliche Lücken. Arbeitgeber sollen rechtlich dazu verpflichtet werden, psychosoziale Gefahren am Arbeitsplatz zu ermitteln und abzustellen.

Besonders belastete Beschäftigte, wie ältere Arbeitnehmer im Schichtsystem, müssen spezielle Angebote bekommen. Auch das Instrument der Gefährdungsbeurteilung soll in den Betrieben offensiver genutzt werden. Die IG Metall arbeitet bereits mit dem Verband der Betriebs- und Werksärzte zusammen. Außerdem will sie eine gewerkschaftliche Anti-Stress-Initiative starten.

Erste Erfolge: Die Politik hat sich in Sachen „arbeitsbedingter Stress und psychischer Belastungen“ bewegt und das Arbeitsschutzgesetz novelliert. Der Druck der Gewerkschaften hat also gewirkt und die Regierung hat gehandelt. Dennoch bleibt die Forderung der IG Metall nach einer Anti-Stress-Verordnung.

Prekäre Arbeit: Sicher und fair für alle
Das Problem: Arbeitgeber wälzen ihr unternehmerisches Risiko zunehmend auf Beschäftigte ab. Statt fester Arbeitsverträge bieten sie selbst gut und hoch qualifizierten Fachkräften nur noch befristete Verträge, stellen sie als Leiharbeitnehmer ein oder übertragen ihnen Arbeit per Werkvertrag. Die Zahl der Menschen steigt, die von ihrer Arbeit nicht mehr leben können.

„Die zerstörerische Kraft, die von Leiharbeit ausgeht, nicht nur für die Leiharbeiter selber, sondern auch für die Belegschaften, ist nicht zu unterschätzen.“

Udo Bonn, Köln-Leverkusen

Unsere Lösung: Erst eine Reihe von gesetzlichen Änderungen hat den Boom der Leiharbeit ermöglicht. Deshalb fordert die IG Metall von der Politik, sie wieder zu begrenzen. Dazu muss die Einsatzdauer von Leiharbeitnehmern beschränkt und das Synchronisationsverbot wieder eingeführt werden.

Die IG Metall stellt sich die Aufgabe, prekäre Arbeit durch betriebliche und tarifliche Regelungen zu verbessern. Die Delegierten forderten volle Mitbestimmungsrechte in den Entleihfirmen für die Leiharbeitnehmer. Außerdem sollen in den Tarifverträgen der Leiharbeitsbranche Entgelt und Arbeitsbedingungen für die verleihfreie Zeit geregelt werden. Bei Einsätzen sollen für sie gleiche Entgelt- und Arbeitsbedingungen gelten wie beim Entleiher.

Erfolge: Um den MIssbrauch der Leiharbeit einzudämmen hat sich die IG Metall einer Doppelstrategie bedient: In der Tarifrunde Metall- Elektro 2012 konnte sie mehr Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte durchsetzen und erreichen, dass Betriebe nach 24 Monaten Einsatzzeit Leiharbeitern einen festen Arbeitsplatz anbieten müssen. Und mit den mit den Verleihverbänden BAP und IGZ vereinbarten Branchenzuschlägen für Leiharbeitnehmer in den Branchen Metall- und Elektro, Textil- und Bekleidung sowie Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie ist die IG Metall dem Ziel „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ einen großen Schritt näher gekommen. Gewerkschaften können aber nicht alles regeln, was von der Politik über Jahre hinweg versäumt wurde. Deshalb muss die Politik Leiharbeit regulieren und wieder auf ihren ursprünglichen Zweck begrenzen – nämlich, um kurzfristige Auftragsspitzen abzufangen, die Betriebe mit dem Stammpersonal nicht bewältigen können. Der Grundsatz „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ muss ins Gesetz – ohne Wenn und Aber.

Der Vorstand soll jünger werden

Am 24. und 25. November 2013 hält die IG Metall unter dem Motto „Kurswechsel: Gemeinsam für ein Gutes Leben“ einen außerordentlichen Gewerkschaftstag in Frankfurt ab. Dabei soll die bereits 2011 beim Gewerkschaftstag in Karlsruhe angekündigte Verjüngung des Vorstandes vollzogen werden.

„Zwischen zwei ordentlichen Gewerkschaftstagen notwendige Nachwahlen zum Vorstand werden durch den Beirat vorgenommen. Der Beirat kann zu diesem Zweck auch die Einberufung eines außerordentlichen Gewerkschaftstages beschließen“, ist in der Satzung der IG Metall festgelegt. Anfang Juni hatte der Beirat durch einen Beschluss die nötigen satzungsrechtlichen Voraussetzungen für die Abhaltung des 6. außerordentlichen Gewerkschaftstages geschaffen.

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